Raveneau
Bescheidenheit ist eine Tugend! Dies trifft bei Raveneau wirklich zu. Hätte man von den Eigentümern nicht einen Wegbeschrieb, man würde sie schlicht nicht finden. Ein einfaches Schmiedeisensignet (Winzer mit Axt) ziert sich über einer Eingangstür an einer fortlaufenden Häuserfront, an einer kleinen Dorfstrasse gelegen. Weder mit Namen noch mit Domaine beschriftet. Die Geschichte Raveneau beginnt im Jahre 1948. Vater François Raveneau kauft verschiedene Rebparzellen aus Eigentum seiner Schwiegereltern sowie seiner eigenen Familie. In den frühen 70er Jahren importiert Kermit Lynch of Berkeley die Weine nach Amerika und verhilft somit der Domaine zu Bekanntheit. Heute stehen die Söhne Bernard und Jean-Marie für Raveneau. Unvergessliche Erinnerungen bleiben nach einem Besuch auf dem Gut. Ich durfte Bernard Raveneau anlässlich einer Einladung auf seiner Domaine kennenlernen. Nicht etwa das Weingut hat mich so überwältigt, nein, es war die Persönlichkeit Bernard Raveneau. Auf eine Art unnahbar, und dennoch spürbar. Nicht etwa durch Überheblichkeit, was mit seinem Status in der Weinszene doch manch einer besitzt - nein er wirkt bescheiden, schüchtern, zumal fast zerbrechlich. Die Domaine umfasst eine Fläche von 7,5 ha und produziert die Klassiker des Chablis. Weine, die zu den absolut besten der Region zählen und weltweites Ansehen geniessen. Obwohl die Weine in der Fruchtphase durchaus einen gewissen Charme entwickeln, bedarf es um die komplexen Duft- und Geschmackskomponenten zu erfahren, mehrere Jahre Geduld. Wer die aufbringt, erhält das Erlebnis, die vielleicht authentischsten Chablisweine zu trinken, die es gibt. Die Qualität der Weine geht vor allem auf die Qualität der Rebstöcke zurück, auf langsamen Ausbau, langes Hefelager und geringe Erträge. Vergoren in grossen Gärbottichen werden die Weine in gebrauchten Barriques ausgebaut und nach etwa 12 Monaten unfiltriert abgefüllt. Die Weine sind mineralisch, körperreich und definiert, expressive Aromen von Kalk und weissen Blumen in der Nase, am Gaumen durchdringen, fast stahlige Chablisaromen. Feinfruchtig, subtil, grosse Dichte, komplex mit Finesse. Durch die internationale Beachtung der Weine Raveneau ist die Verfügbarkeit leider sehr beschränkt. Glücklich ist, wer ein paar dieser Flaschen sein Eigen nennt.
